Öffentliche Daten nützen - private Daten schützen

Ist dir der Schutz deiner Daten wichtig?

Wirklich nichts zu verbergen?

Quelle: "Nichts zu verbergen" - Leena Simon, Digital courage e.V.

1. Das ist falsch

Geheimnisse formen unsere Identität. Außerdem geben Sie die PIN zu Ihrer Bankkarte ja (hoffentlich) nicht weiter - und die Klotür machen Sie (wahrscheinlich) auch hinter sich zu.

2.Das ist unüberlegt

Denn es missachtet den Zusammenhang zwischen Freiheit, Geheimnissen und Machtverhältnissen: Jemand, der alles über uns weiß, kann uns leicht erpressen oder manipulieren.

3.Das ignoriert gesellschaftlichen Wandel

Was heute gesellschaftlich akzeptiert ist, könnte Sie schon morgen in Schwierigkeiten bringen. Denn Zeiten ändern sich. Und auch das, was wir als richtig und falsch einstufen.

4. Das ist geschichtsvergessen

Denn es lässt die Folgen radikaler Regierungswechsel außer Acht. Die deutsche Geschichte zeigt, dass gesammelte Informationen über die Bevölkerung in den Händen von radikalen Regimen ein erschreckendes Missbrauchspotential entfalten.

5. Das ist logisch falsch

Es impliziert: Wenn Sie etwas zu verbergen haben, haben Sie etwas Falsches getan, was Sie jetzt verheimlichen müssen. Das ist ein weit verbreiteter logischer Fehlschluss (Inversionsfehler): Auch wenn kriminelle Machenschaften im Verborgenen stattfinden, bedeutet das noch lange nicht, dass alles, was verborgen bleibt, auch kriminell ist.

6. Das ist übergriffig und wertend

Denn es vermittelt, dass Sie sich einer Norm unterwerfen müssen, um toleriert zu werden. Wer „komische“ Sachen im Bett macht, Haschisch raucht oder eine Liebesaffäre hat, wird in einen Topf mit Kriminellen geworfen.

7. Das ist naiv

Eine einzelne Information wie z. B. Ihr Geburtsdatum oder Ihr Hobby mag harmlos sein. Aber aus vielen solchen Daten werden im großen Stil Profile konstruiert und genutzt, um unser Verhalten vorauszusagen und zu manipulieren. Das Missbrauchspotential (z.B. für Heiratsschwindler, Stalkerinnen oder sexuelle Gewalttäter) wird maßlos unterschätzt.

8. Das ist unsolidarisch

Je mehr Menschen glauben, dass sie nichts zu verbergen hätten, desto verdächtiger wird es, überhaupt Geheimnisse zu haben.

9. Das ist ignorant

Geheimnisse – das wissen nicht nur Jugendliche in der Pubertät – sind entscheidend für unsere Identitätsfindung. Gerade, um den vielen unterschiedlichen Rollen im Alltag gerecht zu werden, müssen wir selbst entscheiden, wer was über uns erfährt. Oder wollen Sie, dass Ihr Chef weiß, dass Sie wegen einer Pilzinfektion zum Arzt mussten?

10. Das ist demokratiefeindlich

Ohne Vertraulichkeit ist keine freie Meinungsbildung möglich, was Grundvoraussetzung für freie Wahlen ist. Es gibt einen guten Grund, weshalb es Wahlkabinen gibt. Wer sein Wahlverhalten nicht verbergen kann, ist erpressbar und manipulierbar. Wer „nichts zu verbergen“ hat, disqualifiziert sich für den demokratischen Prozess und wird es schwer haben, sich gegen undemokratische oder unmenschliche Autoritäten zu wehren.

11. Das ist privilegiert

Diese Haltung muss man sich leisten können. Menschen, die befürchten müssen, wegen diskriminierter Merkmale angegriffen zu werden, können wohl nicht so frei heraus sagen, sie hätten nichts zu verbergen. Wer ein eigenes Zimmer hat, ist sich vielleicht nicht bewusst, wie viele Geheimnisse die vier Wände schützen. Wer sich ein Zimmer teilen muss, sehnt sich danach, einmal so privilegiert zu sein, dass man gar nicht merkt, wie viel man zu verbergen hat.